Ein spannender und praxisnaher Blick in die Bauzukunft an einem komplexen Beispiel:
«Papierloses Planen und Bauen von A bis Z am Beispiel des Kraftwerks Schils AG Flums»
Am 7. September 2023 trafen sich rund 60 Baufachleute und Interessierte aus der ganzen Deutschschweiz in den Räumen der altehrwürdigen «Flumserei» zu einem Anlass zum Thema «papierloses Planen und Bauen von A bis Z am Beispiel des Kraftwerks Schils AG Flums».
Zur Einleitung wurde die ereignisreiche Firmengeschichte der ehemaligen Baumwollspinnerei Spoerry & Co. von François Kenel, dem Enkel von Max Spoerry, vorgestellt. Die Firma war in der heutigen ‘Flumserei’ untergebracht. Zu Beginn wurde im Gebäude eine Königswelle mit reiner Wasserkraft angetrieben. Diese Königswelle zog sich vertikal durch alle sechs Stockwerke und die mit der Königswelle verbundenen Querwellen versorgten die einzelnen Räume auf den Etagen mit der notwendigen Antriebskraft. Diese hydraulische Regelung des Antriebs wurde bis zur Umstellung auf Elektrizität genutzt. Es ist auch Teil der Energiegewinnung durch Wasserkraft, welche vor über 150 Jahren ihren Anfang nahm und Flums bis heute prägt.
Danach ging es zum Hauptteil: BIM (Building Information Modeling), das für digitales planen, arbeiten und darstellen von baulichen und funktionalen Eigenschaften eines Gebäudes steht. BIM unterstützt und begleitet zusätzlich alle Bau- und späteren Lebensphasen eines Bauwerks.
Christian Neff, SAK- und Bauherrenvertreter, zeigte, wie es dazu kam, dass dieses komplexe Projekt mit der neuesten BIM Methode geplant und gebaut wurde. Am Beispiel des entstandenen Neubaus konnten die wichtigsten Vorteile dieser softwarebasierten Vorgehensmethode aufgezeigt werden.
Gregor Heyer von AFRY Schweiz zeigte die Grundlagen von BIM-to field auf, wo Teamwork und Integration aller Beteiligten mit allen Anforderungen und Bedürfnissen in schlanken Projektgruppen von Beginn an in die Planung einbezogen werden. In sogenannten kollaborativen Sitzungen können somit bereits vor Baubeginn die meisten Schnittstellen-Probleme gelöst werden. Zudem ist eine Fortschritts- und Kostenkontrolle jederzeit aufrufbar und allfällige Anpassungen mit Kostenfolgen sind sofort ersichtlich. Auch die Weiterentwicklung von BIM dürfte spannend bleiben.
Christian Häni und Franz Hutter von STRABAG Schweiz thematisierten abschliessend den Umgang und die Vorteile von BIM auf der Baustelle. Die Teilnehmer lernten die verschiedenen Etappen des Neubaus des Wasserkraftwerks Schils mit allen Herausforderungen kennen. Von der Planung der Baustelleninstallation über die Bewehrung bis zur Beton-Bestellung war alles aus der geteilten Cloud abrufbar. Aber auch Schwierigkeiten wurden aufgezeigt, wie z.B. das Erlernen des Umgangs mit den 3D-Modellen und der notwendigen Tablets, mit denen die Pläne auf Papier abgelöst werden. An die Handhabung müssen sich auch die Arbeiter auf dem Bau gewöhnen, und dies erst noch bei jeglichen Witterungsverhältnissen.
Als Highlight konnte das im Jahr 2021 fertiggestellte Kraftwerk unter der kundigen Führung von Roland Schumacher besichtigt werden. Durch die Sanierung und den Neubau konnte der jährliche Ertrag um rund 20% von 40 auf 48.5 Gigawattstunden (GW/h) gesteigert werden. Mit dieser Gesamtleistung können rund 11‘200 Haushalte mit Energie versorgt werden.
Abgerundet wurde der Anlass mit Networking und einem Apéro inklusive OLMA – Bratwurst.
Organisiert wurde das Feierabendseminar vom Energieforum Flumserberg, GNI (Gebäude Netzwerk Initiative) und SAK (St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG).
EFF - Autorin: Dina Isella